
In den letzten 15 Jahren wurden in nahezu 300 deutschen Gemeinden Bürgerstiftungen gegründet.
Privatpersonen, Vereine, Unternehmen und Institutionen schließen sich zusammen und initiieren oder unterstützen ausgewählte Projekte im unmittelbaren Umfeld.
Auf Basis der eigenen Satzung engagieren sich diese Bürger für das Gemeinwohl und setzen da Akzente in ihrer Stadt, wo sie es für wichtig und richtig erachten.
Welche Aktivitäten die im Juni 2014 gegründete Monheimer Bürgerstiftung „Minsche vür Minsche“ verfolgt und wie Interessierte mitmachen können, erfährt Rheingenuss im Gespräch mit Vorstand Dr. Helmut Heymann.
Was hat Sie motiviert, eine Bürgerstiftung ins Leben zu rufen? Seriöse Stiftungsarbeit benötigt ein solides Fundament und ist zeitaufwändig …
In der Tat dauern die formellen Schritte einige Monate, bis man die Zulassungsurkunde erhält und mit der Projektarbeit loslegen kann. Bei einer Stiftungsgründung gilt es zunächst Experten in administrativen und finanziellen Angelegenheiten als Anker zu gewinnen, was uns erfreulicherweise mit der Raiffeisenbank Monheim sowie Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Dr. Hans-Jürgen Eschen gelungen ist. Unser Initiativ-Team überzeugte im Sommer 2014 zwanzig Personen, insgesamt 100.000 € als Gründungskapital zu stiften. Was uns eint ist der Wunsch nach einer neutralen Stiftung, die flexibel und vergleichsweise unbürokratisch sinnvolle Projekte zur Umsetzung verhelfen kann. So konnten wir beispielweise Flüchtlingskinder unmittelbar nach ihrer Ankunft mit Spielzeug beschenken. Es gibt viele Bürger, die sich ehrenamtlich für unsere Region engagieren wollen, aber einen organisatorischen Rahmen oder eine Institution brauchen, die die Projektfinanzierung anteilig übernimmt. Unsere Beweggründe sind also Ortsverbundenheit, die Idee einer unabhängigen Stiftung und die Kombination von Hilfeleistungen und Eigenengagement. Die Stiftungsprojekte sollen dazu beitragen, eine tolerante, offene und solidarische Stadt zu gestalten.
Wie gestaltet sich die kontinuierliche Akquise von Finanzierungsmitteln als Nährboden für Ihre Projektförderung?
Auch nach der erfolgreichen Gründung sind wir natürlich auf finanzielle Mithilfe angewiesen, die durch einen Mix von Eigeninitiative und Networking forciert wird, frei nach dem Motto: „Wer spendet us noch en paar Penne, dohmet mer in Monnem helpe künne?“ 2015 traf der Stadtrat Monheim die großzügige Entscheidung, bis zu einer Obergrenze von 100.000 € jeden gespendeten oder gestifteten Euro zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang realisierte der Kulturveranstalter Marke Monheim mit Unterstützung der Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung als Sponsor ein großes Benefizkonzert zu Gunsten der Bürgerstiftung. Darüber hinaus spenden viele Einzelpersonen und Unternehmen.
Beispiele für die Projektarbeit der Bürgerstiftung und für Naturschutz vor der Haustüre: Der NABU Monheim errichtet im Marienburg-Park ein großes von „Minsche vür Minsche“ maßgeblich finanziertes Wildbienen-Haus. Anliegende Wildblumen- und Streuobstwiesen stellen einen idealen Nahrungsraum für die ökologisch bedeutsamen Stechimmen dar. Einer der preisgekrönten Vorschläge aus dem 2015 ausgerufenen Ideenwettbewerb ist die finanzielle Unterstützung förderungswürdiger Bäume in Monheim und Baumberg: Für größere Bäume mit einem Anschaffungswert ab 100 € gibt die Stiftung 40 € dazu, bei mittleren Bäumen ab 50 € liegt diese Förderung bei 30 €. Eine tolle Idee nach dem Motto ‚Spende statt Plastiktüte‘ realisierte die Rhein Apotheke: Die Apotheke hilft der Umwelt und der Monheimer Bürgerstiftung und spendet für jede nicht in Anspruch genommene Tüte 5 Cent.
Welche Projekte fördern Sie aktuell, was sind Ihre Förderkriterien für Projekte, wer ist Antragsberechtigt?
Antragsberechtigt sind alle Organisationen oder Einzelpersonen, die eine den steuerlichen Gemeinnützigkeitskriterien entsprechende Idee haben. Wir rufen dazu auf, insbesondere innovative und zukunftsweisende Projektideen einzureichen. Unsere Förderrichtlinien und die geförderten Projekte sind thematisch sehr breit aufgestellt, entsprechend unserer pluralistischen Ausrichtung. Ob Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Umwelt- und Heimatpflege oder Völkerverständigung, Jugend- und Altenhilfe: Die Stiftung fördert Aktivitäten und unterstützt Ideen zu all diesen Themen, die das Leben in Monheim und Baumberg lebenswerter machen sowie Zusammenhalt und Verbundenheit in unserer Region stärken. Aktuell unterstützen wir zum Beispiel zwei Seniorenheime, beteiligen uns an der Dachsanierung der evangelischen Altstadtkirche Monheim, bezuschussen ein Pixi-Büchlein mit den Monheimer Traditionsfiguren Gänseliesel & Spielmann sowie ein kulturwissenschaftliches Magazin des Otto-Hahn-Gymnasiums. Zudem fördern wir zwei Naturschutzprojekte und haben den Liedermacher Werner Weber bei der Realisation einer Monheimer- Musik-CD unterstützt, deren Verkaufserlöse wiederum an bedürftige Kinder gehen. Auch für die Zukunft gilt: Wir freuen uns auf kreative Ideengeber und motivieren zum Mitmachen!
Die Initiatoren Bernhard Schwarz, Dr. Hans-Jürgen Eschen, Dr. Helmut Heymann und Emil Drösser (v.l.n.r.):„Unsere Bürgerstiftung versteht sich als Motor für gemeinnützige Projekte in unserer Stadt.“ Helmut Heymann präsentiert das Monheimer Wappentier als dekoratives Dankeschön für jedes Spendenengagement ab 90 €, das bislang zu einer Spendensumme von insgesamt rund 24.000 € geführt hat. Lust, mitzumachen? Klicken Sie auf den Flyer oder lesen Sie alle Informationen auf der Homepage der Bürgerstiftung ‚Minsche vür Minsche‘.